Technologie - Problemlöser, oder doch das Problem?

Seit der Mensch - oder seine frühen Vorfahren - von den Bäumen gestiegen ist, erfindet und nutzt er Werkzeuge, Technologien. Technik war dabei immer ein Motor, der den Menschen vorwärts gebracht hat. Im Idealfall zum Nutzen, aber oft auch zum Schaden der Menschen. Eine Maschine, die den Menschen von schwerer körperlicher Arbeit befreit, ist etwas Anderes, als ein autonomes Waffensystem.

 

Heute haben wir eine enorm beschleunigte Entwicklung von Technologien, ein exponentielles Wachstum. Wir sprechen von exponentiellen Technologien, und das hat wesentlich mit dem Begriff der Digitalisierung zu tun. Einzelne Organisationen, wie zum Beispiel die Singularity University, sehen darin ein enormes Potenzial, die größten Menschheitsprobleme durch Technologien zu lösen. Dieser Ansatz gefällt mir sehr und daher bin ich auch Mitglied im Münchner Chapter der SU geworden. Diese Woche ging es abends bei einer Veranstaltung des Chapters um die Mobilität der Zukunft. Und da wurde ich wieder daran erinnert: Innovation ohne Fortschritt hilft uns nicht. Und es ist kein Fortschritt, wenn selbst unser Verkehrsminister ohne große Reflexion eScooter promotet. eScooter sind per se kein Fortschritt. Sie sind überflüssige Gadgets und sie haben auch nichts mit grüner Fortbewegung oder gar Umweltschutz zu tun.

 

Urbane Mobilität. In München kann man das schön beobachten. Das Chaos der ÖPNV, die Baustellen, die Staus, das Gewusel, die steigende Aggressivität im Straßenverkehr, der Egoismus, die Kosten...endlos. Und jetzt lassen wir noch die reichen und hippen Münchner tausende Elektroroller kaufen, mit denen sie dann im knappen Raum zwischen Fußgängern, Autos, Fahrrädern, Cargo-Bikes, Fahrrädern mit Anhängern....um den letzten Millimeter kämpfen. Wien und Paris wären gute Adressen, sich anzuschauen, wie es dann zugeht. 

 

Und dann die Diskussion um Nachhaltigkeit. eScooter sind nachhaltiger Unsinn. Sie verbrauchen Ressourcen für die Produktion, Energie im Betrieb, müssen irgendwann entsorgt werden. Die Diskussionen um Akkus kennen wir grundsätzlich, E-Mobilität geht nicht ohne sie. Wir wissen, unter welchen Bedingungen Litium und Kobalt abgebaut werden. Wir wissen, dass die Entsorgung oder Wiederaufbereitung eine Herausforderung sein werden. Und trotzdem sind wir total begeistert, dass wir mit einem eScooter die letzte Meile schaffen. Oder den Weg zur S-Bahn und von der S-Bahn zum Büro. Die letzte Meile. Wir reden von ein oder zwei Kilometern Fußweg! Das sind 10-20 Minuten gehen. 10.000 Schritte täglich sind gesund, sagt die WHO. Aber wir fahren lieber eScooter.